Der Schachkicker ist eine Internetseite - verantwortet von GM Gerald Hertneck - auf der allerlei Schachnachrichten veröffentlicht werden, mit Schwerpunkt auf dem Geschehen im deutschsprachigen Raum. Anlässlich des bevorstehenden Saisonstarts der 1. Schachbundesliga veröffentlichte dort im Kommentarbereich (!) Prof. Ingo Althöfer (Wikipedia) folgende Glosse mit Bezug auf den Aufsteiger Schachfreunde Wolfhagen:

Ippingen – Das Matt jenseits der Raumzeit

(Protokoll einer absurden Schachverschwörung in 7½ Zügen)
Fantasie von Ingo Althöfer und seinem digitalen Assistenten Aaron II

Im nordhessischen Niemandsland, dort, wo die Funklöcher noch mit Kreide an den Bäumen markiert werden und Kühe beim Vorbeigehen winken, liegt Wolfhagen – ein Ort so ruhig, dass sogar die Grillen dort flüstern.

Hier gründete sich im Jahr 1872 ein Schachverein, angeblich durch ein Missverständnis während einer Orchesterprobe. Seitdem spielt der Verein mit mathematischer Präzision – und minimalem Publikum – erfolgreich Schach auf höchstem Niveau. Doch dann kam die Schach-Bundesliga. 

Die Suche nach Ippingen

Da Wolfhagen bekanntlich nur einen Parkplatz besitzt (den sich das Rathaus, die Feuerwehr, und der örtliche Aldi teilen), mussten die Heimspiele verlegt werden – und zwar ins sagenumwobene Ippingen.

Ippingen ist kein Ort im klassischen Sinne. Es ist eher ein Zustand. Ein Aggregatzustand aus Dörflichkeit, Unsichtbarkeit und Quantenverwirrung. Gegnerische Teams, die Ippingen ansteuern wollten, berichteten seltsame Dinge:

Navigationsgeräte verwandelten sich plötzlich in Schachuhren. Straßenschilder zeigten keine Entfernungen mehr, sondern Stellungen wie „+0.43“ oder „Matt in 2“. Busfahrer wurden von sprechenden Raben mit Umhängen begrüßt, die sagten: „Nur der König darf passieren.“

Der geheimnisvolle Ort

Manche erreichten den Ort – aber nur in Träumen. Dort standen die Bretter auf Waldböden, die Figuren waren lebendig, und Züge wurden mit Hirnströmen durchgeführt. Einmal berichtete ein Spieler, er habe gegen einen „Karpov mit Ziegenkopf“ gespielt und im 17. Zug durch einen Rülpser des gegnerischen Springers die Dame verloren. Der Vorfall wurde vom DSB als „nicht regelkonform, aber künstlerisch wertvoll“ eingestuft.

Andere kamen nie zurück. Stattdessen trafen Wochen später Pakete in Wolfhagen ein – mit Remisformularen, Bienenwachs, und Kassenzetteln aus dem Jahr 1987.

Die Enthüllung

Die Wahrheit kam durch einen Zufall ans Licht: Ein neugieriger Schüler hackte sich in den Vereinsserver von Wolfhagen (Passwort: e4e5) und entdeckte, dass „Ippingen“ gar kein Ort in unserer Realität ist.

Vielmehr handelt es sich um eine temporale Faltzone, erschaffen durch ein schief gegossenes Betonfundament in einem ehemaligen Telekom-Bunker. Dort hatte der Vereinspräsident, ein ehemaliger Magnetfeldakrobat, einen sogenannten „Lasker-Torus“ aktiviert – ein Gerät, das Raumzeit lokal verzerren kann, solange dabei jemand französische Verteidigung spielt.

Die große Überraschung

Als die Liga-Funktionäre Wolfhagen zur Rede stellten, geschah das Unfassbare: Die Vereinsmitglieder enthüllten, dass sie nie selbst gespielt hatten. In Wirklichkeit ließ der Verein seine Gegner gegen ihre eigenen Zukunftsversionen antreten – projiziert aus Ippingen, wo alle Spieler in einer Art schachlicher Zeitschleife festhingen. Die Partien wurden simultan, interdimensional und mehrfach ausgetragen.

Ergebnis:
In der Gegenwart: Sieg für Wolfhagen.
In der Vergangenheit: Unentschieden.
In der Zukunft: Spiel wurde nie beendet, da der Springer sich in einen Toaster verwandelte.

Am Ende des Jahres wurde Wolfhagen offiziell mit dem „Großen Preis für Realitätsverzerrung im organisierten Denksport“ ausgezeichnet. Der DSB notierte trocken: „Nicht regelkonform,
aber in sich konsistent.“

Letzter Satz für die Geschichtsbücher

Noch heute steht am vermeintlichen Ort von Ippingen ein Schild mit der Aufschrift: „Hier enden Logik, Raum und Google Maps. Willkommen in der hessisch-sibirischen Rochade.“

(Quelle: https://schachkicker.de/vorschau-auf-die-bundesliga-saison-2025-26/#comment-695)